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Conrasdorp (Conradsdorp) - Wüste Kunersdorf
1337 - 1609 Conrasdorp (Conradsdorp), ab 1805 Wüste(n) Kunersdorf


Gliederung (bitte auf Kapitel klicken) :

  1. Ortsteil Wüste Kunersdorf heute
  2. Aus der Geschichte von Wüste Kunersdorf

  Zur Dia-Serie: 650 Jahre Wüste Kunersdorf
  Zur Tabelle: Bekannte Einwohnerzahlen


1. Ortsteil Wüste Kunersdorf heute

Wüste Kunersdorf, ab 1977 Ortsteil von Lebus, liegt südlich von Lebus, westlich der B112.

Bevor die B112 in die Kunersdorfer Senke hinabführt, sieht man, aus Frankfurt/Oder kommend, links den idyllisch in Natur pur eingebetteten Ort sich in das Tal schmiegen.  

    


Fährt man auf der B112 weiter in Richtung Lebus, so durchquert man die Kunersdorfer Senke. Linkerhand erstreckt sich ein kleiner See, durchflossen vom Mühlenfließ. Das Mühlenfließ versorgte früher die drei im Mühlental gelegenen Wassermühlen des Mühlentales.

Mehr vom Mühlental: hier klicken

 

Das Erwerbsleben im Ort wird von 2..3 hier firmierenden Gewerbetreibenden bestimmt.
Im Kulturraum tagen dann und wann die örtlichen Volksvertreter und treffen sich auch vereinzelt Vereine zu ihren Veranstaltungen. Auch zu Feierlichkeiten aller Art nutzen die Bürger dieses Bauwerk als beliebten Dorftreffpunkt.
 

    


Die Landwirtschaft als Broterwerb spielte im ehemaligen Bauern-Dorf nach dem Beitritt 1990 bald keine Rolle mehr. Das Faszinierende sind Naturnähe und Ruhe, die auch schon einige Städter zum Umzug hierher bewogen haben. So hat sich der Ortsteil hin zu einem "Wohndorf" mit über 50 Einwohnern entwickelt.  

    

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2. Aus der Geschichte von Wüste Kunersdorf

Wüste Kunersdorf, 1974 nach Lebus eingemeindet und offiziell ab 1977 Ortsteil von Lebus, weist in der Geschichte einen Wandel des Ortsnamen auf, folgende Bezeichnungen sind bekannt:

  • Conrasdorp
     Die erste urkundliche Erwähnung unter diesem Namen geht auf das Jahr 1337 zurück.
  • Conradsdorp
     Bekannte Ortsbezeichnung aus dem Jahre 1405.
  • Conradstorf
     Bekannte Ortsbezeichnung aus dem Jahre 1491.
  • Guedt Kunersdorf
     1609 tritt erstmalig der Name Kunersdorf auf
  • Wüsten Kunersdorf
     Bekannte Ortsbezeichnung aus dem Jahre 1805

Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) fiel das Dorf (heute Wüste Kunersdorf) 1631/1632 der völligen Zerstörung anheim. Auch die mitten auf dem Friedhof befindliche Kirche, urkundlich seit 1405 bekannt, blieb nicht verschont und wurde auch nicht wieder aufgebaut.
Im Jahre 1687 zählte man wieder 7 Bauernhöfe, 1734 waren es 14 Höfe, das Dorf zählte 67 Einwohner. Aus dem Jahr 1772 ist die größte Einwohnerzahl, die das Dorf je hatte, bekannt: 213.
Einen wertvollen Zeugen der Ortsgeschichte aus dem Jahre 1698 kann man noch heute auf dem Friedhof des Ortes antreffen: Die Glocke. Ihre Inschrift wirft auch ein Schlaglicht auf die damaligen Verhältnisse:

ME FECIT ICH. IAC. MANGOLD ANNO 1698
+ SOLI  DEO HONOR ET GLORIA +
IOACHIM ERNST V. BVRGSTORF
CHVRF. BRANDB. HAVPTM. ZU LABVS UND FVRSTENWALDE
AUF REITWEIN WVLKOW VND KVNERSDORF ERBHERR
HAT DIS GLOKKEN GIESSEN LASSEN

Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) zogen sich die Reste der Streitmacht des Alten Fritz, als sie von Rußland/Österreich bei Kunersdorf (östlich Frankfurt/O) vernichtend geschlagen worden waren, nach Lebus, um sich zu sammeln. Auf der Anhöhe östlich von Wüste Kunersdorf soll der Alte Fritz das russische Heer beobachtet haben. Daran erinnerte bis 1945 ein Gedenkstein.

Mehr vom Gedenkstein "Alter Fritz": hier klicken

 

Seit 1857 führt die Frankfurt-Küstriner Eisenbahn-Strecke am westlichen Rand des Dorfes vorbei, zwei Brückenbauwerke entstanden. Die größere von beiden, manche nennen sie auch Viadukt, läßt noch heute ihre einstige Schönheit erahnen. Sie überspannt das Mühlental incl. Mühlenfließ. Ab 01.06.1996 ist die Eisenbahnstrecke stillgelegt.

Im Bild rechts: Der Viadukt von Wüste Kunersdorf
 

    


Aus der Zeit der Weimarer Republik (1919-1933) ist folgendes bekannt: Westlich der Eisenbahntrasse befand sich die Obermühle (von der noch Mauerreste vorhanden sind). Hier tauchte eine Freikorps-Einheit (ehem. Reichswehr) unter, die auch mit Geschützen ausgerüstet war. Alte Lebuser konnten sich erinnern, wenn internationale Kontrollen anstanden, wurden zuvor die Geschütze in den (heute verwilderten) Hohlweg nördlich der Obermühle gezogen und versteckt.
Weiterhin ist aus der Weimarer-Zeit noch bekannt: Als die stalinistische Revolution Thälmanns zum Greifen nahe war, stellten Lebuser Stahlhelm und Schützenverein Wachen am Viadukt von Wüste Kunersdorf auf. Die befürchtete Sprengung des Bauwerkes (ebenso des Lebuser Wasserturms) sollte vereitelt werden.
Seit 1932 gab es in Wüste Kunersdorf eine Freiwillige Feuerwehr, bis 1955 mit Wehrführer Willi Drescher an der Spitze. Ihm folgten bis 1987 Bruno Rischkowski und danach bis zur Auflösung um 1990 Rainer Kube. Das Depot befand sich ...
Wüste Kunersdorf verfügte bis 1945 auch über eine Gaststätte. Der Wirt Erich Bülow, er flüchtete vor der Roten Armee, wanderte schließlich nach Südafrika aus. Vor Erich Bülow ist als Wirtin noch Frau Patzer bekannt. Auf dem Grundstück des 1945 zerstörten Gaststätten-Gebäudes errichtete später die LPG 1959 eine Kultur-Baracke (Fertigteilgebäude). Im Jahre 1995 erhielt der Ortsteil die nicht mehr benötigte Baracke der Lebuser Sparkassen-Filiale, als diese in das neu eröffnete Handelszentrum umzog. Dieses nunmehr kommunale Bauwerk mit Küche und Toilette ist bei den Einwohnern als Kulturraum bekannt und beliebt.
Bis 1948 gab es im Dorf eine Ein-Klassen-Schule. Danach besuchten die Kunersdorfer Kinder die Lebuser Grundschule.
Ab 01.07.1958 existierte unter dem Vorsitz von Günter Seelig eine LPG vom Typ I mit zunächst 17 Mitgliedern. 1960 ging die Kunersdorfer LPG (inzwischen 32 LPG-Mitglieder) in der Lebuser LPG Typ III (1 700 Hektar) auf. Ihr Vorsitzender war der Kunersdorfer Hans Schulz.
Im Jahr 1961 erhielt das Dorf ein Einzelhandelsgeschäft. Die Einwohner konnten nun ihre alltäglichen Einkäufe in der Konsum-Verkaufsstelle im eigenen Dorf erledigen.

Im Jahre 1987 feierten die Kunersdorfer ihre 650-Jahr-Feier. Viele Lebuser erschienen zum Fest, auch Chor und Carnevalsclub. Die Kunersdorfer revachierten sich im Jahr 2001 zur Lebuser 775-Jahr-Feier mit einem herrlich geschmückten Wagen, der ringsum mit Bildern der Kunersdorfer Künstlerin Saskia Hein versehen war.
Im Bild rechts: Erwin Borngräber lenkte im Festumzug den Wagen von Wüste Kunersdorf. Er stand unter dem Motto: "Die Wüste lebt".
 

    


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